Die Idee
Wie kam ich eigentlich auf die Idee, mein Hochzeitskleid selbst zu nähen?
2015 habe ich angefangen zu nähen. Angefangen habe ich mit Kissenhüllen, Beutel und Utensilos. Irgendwann brauchte ich eine neue Herausforderung und traute mich an die dehnbaren Stoffe – Jersey. Daraus nähte ich zuerst Babykleidung und später versuchte ich mich dann an Kleidung für mich (T-Shirts und einfache Kleider). Als mir dann die Kleider aus Jersey gelungen waren, wagte ich mich 2019 erstmals auch an ein Hochzeitsgastkleid aus Viskose-Crêpe.
Zunächst nähte ich dieses aus alten Gardinen – sonst hätte ich wahrscheinlich den tollen Stoff in den Sand gesetzt, denn da ging einiges schief. 🙂
Ich stand schon manchmal kurz davor, aufzugeben und mir einfach ein Kleid zu kaufen – das wäre ja auch so einfach gewesen. Doch das war nicht mein Anspruch. Am Ende war ich mehr als zufrieden und überglücklich. Auch 2020, als meine Schwester heiratete, nähte ich für ihre Hochzeit ein Hochzeitsgastoutfit – einen Zweiteiler. Dieser war jedoch sehr viel einfacher zu nähen als das Hochzeitsgastkleid im Vorjahr.
Als ich dann meinen Heiratsantrag 2019 in Norwegen auf dem Preikestolen bekommen habe, da war es irgendwie klar.
„Wenn ich einmal heirate, dann werde ich mein Kleid selbst nähen.“
Eine gewagte Äußerung. Ich denke jedoch dies hat den einfachen Grund, ich wollte mir selbst beweisen, dass ich so ein großes Projekt schaffen kann. Denn man wächst mit seinen Aufgaben und haben wir nicht alle Träume im Leben!?
Ich wusste, dass das Nähen meines Hochzeitskleides eine echte Herausforderung für mich war. Doch ich wollte mir diesen Traum erfüllen. Und auch wenn ich ehrlich sagen muss, anfangs schien mir dieser Traum sehr weit entfernt. Als ich mich aber immer mehr mit dem Thema „Hochzeitskleid selbst nähen“ beschäftigt habe, stellte ich fest, dass ich ganz genaue Vorstellungen von meinem Hochzeitskleid hatte. Und es wäre wahnsinnig schwierig geworden, genau diese Vorstellungen in einem Geschäft zu finden.
Ich hatte immer den Traum eines abnehmbaren Rockteils. Also ein kurzes Kleid und einen langen Überrock. Deshalb machte ich mich daran, im Internet zu recherchieren. Stand vielleicht schon einmal jemand vor derselben Herausforderung wie ich? Also suchte ich weiter und las alle Blogbeiträge, die ich zum Thema „Hochzeitskleid selbst nähen“ finden konnte und es gibt wirklich nicht viele Blogbeiträge dazu. Deshalb habe ich mich auch entschieden meine Erfahrungen und Schwierigkeiten festzuhalten,
Die Suche nach dem passendem Schnitt gestaltete sich anfangs jedoch nicht ganz so einfach. Tatsächlich gibt es viele Schnittmuster für Hochzeitskleider, aber im ersten Moment habe ich nicht direkt das Schnittmuster gefunden, welches mir zu 100 % gefiel. Ich hatte bisher auch keine Erfahrung mit Schnittkonstruktion noch mit -optimierung, dementsprechend wollte ich so wenig wie möglich am Schnitt selbst ändern müssen. Nach langem Suchen fand ich das Schnittmuster von McCall’s Nr. 7507. Ich konnte es nahezu 1:1 verwenden – jedoch kam ich um ein paar kleine Anpassungen nicht herum.
Das erste Probekleid
Das erste Probekleid nähte ich aus Tischdecken und Bettlaken. Mir war klar, dass der Stoff und somit das ganze Kleid am Ende keinesfalls so fallen würde wie ich mir das vorstellte. Aber es ging ja schlussendlich erst einmal darum, den Schnitt und die Anleitung kennenzulernen und mögliche Schwierigkeiten zu erkennen. Und ja, ich kann es nur jedem empfehlen. Ihr solltet ein bis zwei Probestücke nähen, zumindest bei solch einem großen Projekt.
Anfangs habe ich mich zum Beispiel auch für die Schnittvariante mit V-Ausschnitt vorne entschieden. Beim Probekleid merkte ich dann, dass mir das überhaupt nicht gefiel. Und so entstand von Kleid zu Kleid das perfekte Hochzeitskleid. Das Ergebnis des ersten Probekleides zeige ich hier lieber nicht. 🙂
Wie gesagt: Bettlaken als Stoff. Optisch war das Kleid keineswegs sehenswert.
Das zweite Probekleid
Für das zweite Probekleid wollte ich dann schon einmal die Stoffarten verwenden, welche ich auch beim finalen Hochzeitskleid verwenden wollte. Also natürlich muss man bei so einem Probekleid auch auf die Materialkosten schauen, denn schlussendlich wird man dieses nie anziehen.
Also ein bisschen Stoffkunde – ich recherchierte, welche Stoffe für ein Hochzeitskleid infrage kamen. Nach langem Suchen entschied ich mich für Satin und Spitze. Dennoch wollte ich ja nichts dem Zufall überlassen und den Stoff nicht einfach im Internet bestellen. Ich wollte sehen, ob sich der Stoff auch von der Haptik und dem Gefühl auf der Haut eignet. In Zeiten der Corona-Pandemie nicht ganz einfach. Glücklicherweise hatten die Läden Ende 2020 gerade noch offen. Ich habe im Internet geschaut welcher Laden infrage kommen würde und entschied mich nach Leipzig zu Stoffkontor zu fahren. Dort fand ich einen wunderschönen Micro-Satin und die Spitze für das Probekleid. Bei der Spitze ging es mir eigentlich in erste Linie nicht um die Optik, sondern um den Preis. Aber im Nachhinein finde ich die Spitze des zweiten Probekleides auch sehr schön.
(Schnittmuster McCall’s Nr. 7507)
Ich muss ja wirklich sagen, ich war schon mächtig stolz auf das zweite Probekleid. Ich war glücklich, dass ich es bis hierher geschafft habe und dass es mir persönlich auch so gut gefiel. Mir sind auch ein paar Fehler beim Zuschnitt des Überrockes geschehen, welchen ich dann flicken musste. Aber sonst war es mir schon wirklich gut gelungen.
Das finale Hochzeitskleid
Die Probekleider habe ich tatsächlich mit einem ausgestellten Rock genäht. Bei meinem finalen Hochzeitskleid habe ich mich dann letztendlich aber gegen den ausgestellten Rock entschieden und für das finale Hochzeitskleid ein Etuikleid genäht.
Das hatte den einfachen Grund, dass ich mich in einen Spitzenstoff verliebt hatte. Und dieser Spitzenstoff wäre bei einem ausgestellten Rock nicht zur Geltung gekommen. Denn er hatte eine Spitzenborte und diese wollte ich unbedingt in meinem Hochzeitskleid wiederfinden. Schlussendlich bin ich so glücklich damit, da ich das Etuikleid noch viel eleganter und passender finde. Die Spitze für mein Hochzeitskleid habe ich mir dann bedingt durch Einschränkungen der Corona-Pandemie aber tatsächlich im Internet bestellt.
Ich habe sehr viele Stunden damit verbracht mein perfektes Kleid zu nähen – ich bin sehr stolz darauf und überglücklich, dass ich dieses wunderschöne Kleid an einem so besonderen Tag tragen durfte.
Quelle: Beitragsbild von Fotograf Frank Winters